Verden/Paderborn, März 2022.
Das Zusammenspiel aus Hausanschlussportal „AM Suite“ und der Vermessungs-App „NAVA“ sorgt beim TV Verden für einen kompletten digitalen Netzanschlussvorgang vom Kundenantrag bis zur Einmessung.
Die Rohrnetzmonteure des Trinkwasserverbands Verden wurden 2021 mit einem neuen Messwerkzeug ausgestattet: Sobald die Herstellung eines neuen Hausanschlusses abgeschlossen und solange der Graben noch offen ist, holen die Mitarbeiter ihr Smartphone aus der Tasche hervor und schreiten damit das Gelände ab – ein Zeichen dafür, dass sie mit der NAVA-App sämtliche Daten aufnehmen und ins System einspeisen. Punkt für Punkt messen sie den Leitungsverlauf und erfassen dabei die einzelnen Bauteile. Buchstäblich im Handumdrehen erzeugen sie so eine vollständige digitale Skizze mit umfassender Fotodokumentation.
„Wir errichten oder verändern jedes Jahr circa 400 Trinkwasserhausanschlüsse mit eigenem Personal“, erklärt Harald Wigger, Bereichsleiter Technische Dienste beim Trinkwasserverband Verden, der als gelernter Vermesser die technischen Möglichkeiten der App früh erkannt hatte. „NAVA hat uns schon bei der ersten Vorstellung begeistert.“ Die anfängliche Skepsis konnte durch eine mehrmonatige Testphase mit 50 Hausanschlüssen ausgeräumt werden. „Nach dem erfolgreichen Test haben wir uns für den dauerhaften produktiven Einsatz von NAVA entschieden.“ Bevor NAVA an den Start gehen konnte, mussten noch kleine Änderungen am Standardverfahren berücksichtigt werden, denn der TV Verden arbeitet mit zwei Varianten des Hausanschlusses: Neben dem klassischen Anschluss – von der Versorgungsleitung direkt ins Haus – wird ein Bauwasseranschluss zunächst nur bis kurz hinter die Grundstücksgrenze gelegt und später ins Gebäude verlängert. Dieser wird entsprechend in zwei einzelnen Abschnitten in der App erfasst, die beide dem selbem NAVA-Auftrag zugeordnet sind.
„Wir wollen das Aufmaß in den digitalen Hausanschlussprozess integrieren.“
Harald Wigger, TV Verden
Der Roll-out verlief zügig, zumal der Verband bereits seit 2018 neue Hausanschlüsse mit eigenen Baukolonnen herstellt und daher keine externen Firmen in die Anwendung eingewiesen werden mussten. Mittlerweile wird die App nicht nur vom eigenen Personal geschätzt. Sie weckt regelmäßig auch das Interesse der Hausbesitzer, die neugierig zuschauen, wenn die Mitarbeiter auf der Baustelle das Smartphone gestenreich hin- und herschwenken. Zum Einsatz kommt dabei aktuell das Android-Gerät „Google Pixel 6“, das die Monteure ausschließlich als Messwerkzeug nutzen.
Etwa fünf bis zehn Minuten dauert der Vorgang, etwa so lange wie zuvor das Aufmessen mit Bandmaß sowie Zettel und Stift. „Allerdings sind hier dann alle Daten erstens sofort, zweitens vollständig, drittens korrekt und viertens kompatibel zum Einpflegen in das Geografische Informationssystem im Programm gespeichert“, hebt Harald Wigger die praktischen Vorteile hervor. Dass die Monteure hier eine verantwortungsvolle Aufgabe übernommen haben, zeigt sich auch im weiteren Verlauf. Als Ergebnis der Messung liefert NAVA ein sauberes Orthogonalaufmaß mit allen Koordinaten und Fotos der Messpunkte im Leitungsgraben. Die Fotofunktion bringt dabei einen erheblichen zusätzlichen Nutzen. Sie bildet nicht nur die Lage der Leitungen und die Standorte der Armaturen ab, sondern kann im Wasserleitungsbau auch die Bauteilliste ersetzen und Hinweise zu wichtigen Metadaten und Pflichtangaben wie Dimension, Material oder die Tiefenlage geben. Zudem nutzt der Trinkwasserverband Verden die Fotodokumentation für den Einbau von Zähleranlagen inklusive der Erfassung der Zählernummern. Darüber hinaus werden Fotos von der Straßenoberfläche vor und nach einer Baumaßnahme gemacht, um einen Nachweis gegenüber der Straßenmeisterei zu haben.
Die vor Ort erfassten Daten stehen in Echtzeit im „NAVA-Manager“ im Büro zur Verfügung. Dort ruft die Netzdokumentation die täglich erledigten Aufträge auf, konstruiert die fertiggestellten Anschlüsse im GIS und archiviert den Auftrag abschließend. „Dadurch ergibt sich ein ganz schneller Ablauf von der Planung der Aufträge im NAVA-Manager über das Aufmaß des Hausanschlusses bis ins GIS“, so Harald Wigger. „Außerdem haben wir im NAVA-Manager auch die Möglichkeit, die Skizzen sofort zu kontrollieren und dem Außendienst noch am gleichen Tag eine Rückmeldung zu geben, bevor der Graben wieder geschlossen wird und der Leitungsverlauf sich nicht mehr genau nachvollziehen lässt.“
Ist der NAVA-Auftrag abgeschlossen, erfolgt anhand der gemessenen Leitungslänge die genaue Abrechnung mit dem Kunden. Diese ergibt sich aus einer Hausanschlusspauschale und einem Preis pro Meter auf dem Grundstück. Hier knüpft der digitale Einmessprozess an das neue Netzanschlussportal an, das auf dem Modul AM Servicecenter der Softwarelösung AM Suite von Mettenmeier basiert. Der TV Verden digitalisiert damit den kompletten Antragsprozess für die Trinkwasseranschlüsse. Der Vorteil für den Kunden liegt auf der Hand: Vom geplanten Bauvorhaben bis zum fertigen Antrag für einen neuen Anschluss sind es nur wenige Klicks. Ebenso schnell lassen sich für einen bestehenden Hausanschluss Änderungen, eine Stilllegung oder die Wiederinbetriebnahme beantragen.
Die nutzerfreundlichen Eingabemasken und Erklärungstexte im Portal haben das Ziel, dass möglichst alle Angaben zum neuen Hausanschluss vollständig und korrekt beim TV Verden eingehen. Dazu gehören zum Beispiel auch der amtliche Lageplan mit eingezeichnetem Bauvorhaben und markiertem Anschlusspunkt, eine Grundrisszeichnung mit dem geplanten Wasserzählerstandort oder bei Gewerbebetrieben der ermittelte Spitzendurchfluss nach DIN. So erhält der Trinkwasserverband alle benötigten Informationen und Dateien gebündelt in einem Vorgang und kann sofort überprüfen, ob die Unterlagen vollständig sind. „Wenn der Kunde zum Beispiel eine eigene Skizze hochlädt und nicht, wie gefordert, einen maßstäblichen Lageplan, können wir direkt reagieren“, erklärt Harald Wigger das Prinzip.
Die vollständigen Anträge werden über einen internen Workflow verarbeitet und an die jeweils zuständigen Stellen weitergeleitet. Da die AM Suite und NAVA im Standard zusammenarbeiten, legt das System zum neuen Anschluss automatisch einen Vermessungsauftrag im NAVA-Manager an und veröffentlicht diesen, sobald der Prozessschritt „Einmessung“ erreicht wird. Damit hat der Mitarbeiter vor Ort sofort alle nötigen Daten in der App vorliegen. Perspektivisch soll die erfasste NAVA-Skizze über eine Schnittstelle automatisch ins GIS übernommen werden. Im Bereich der Umsysteme kommt auch eine Schnittstelle zum Dokumentenmanagementsystem enaio zum Einsatz. Damit werden die Kundenanträge mit allen Dateien abgelegt und für den Abschluss des Prozesses sicher archiviert.
Zu einem Trinkwasserhausanschluss gehören viele Unterlagen: Skizzen auf Papier vor Ort, Fotos per Smartphone, Pläne aus Zeichenprogrammen, digitale Daten im Geografischen Informationssystem. Diese zusammenzuhalten und den gesamten Vorgang der Einmessung zu vereinfachen, ist mit der NAVA-App gelungen. Mit der neuen Portal- und Prozesslösung AM Suite, die auf die Bedürfnisse des Trinkwasserverbands und der Kunden angepasst wurde, wird die Einmessung nun in einen durchgängigen digitalen Hausanschlussprozess integriert. Diese neuen Wege der Technik beschreitet der TV Verden als kundenorientierter und moderner Versorgungsdienstleister gern.